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Stolpersteine in Kleinmachnow

Das Stolpersteinprojekt ist ein Kunstprojekt des Kölner Künstlers Gunter Demnig mit derzeit über 30.000 verlegten Stolpersteinen in Deutschland und anderen europäischen Ländern. Mit der Verlegung von Stolpersteinen wird namentlich an die Opfer des nationalsozialistischen Regimes (Juden, politisch Verfolgte, Homosexuelle, Sinti und Roma, Euthanasieopfer, Zeugen Jehovas) erinnert. Die Verlegung eines Stolpersteines geschieht vor dem letzten freiwillig gewählten Wohnort des Verfolgten.

Die Aktionsgruppe Stolpersteine in Kleinmachnow ist ein Projekt der Evangelischen Auferstehungskirchengemeinde in Kooperation mit dem Heimatverein Kleinmachnow e.V. und der Kommune Kleinmachnow unter der Schirmherrschaft von Landrat Wolfgang Blasig.

Nächste Vorhaben der Aktionsgruppe Stolpersteine

Spenden

Zur Realisierung der Projekte und Vorhaben werden Spenden benötigt.

Ein Stolperstein – Was ist das?

Spenderinnen und Spender erhalten eine Spendenquittung ab einer Höhe von 50 Euro. Spenden richten Sie bitte an: Kirchengemeinde Kleinmachnow
Mittelbrandenburgische Sparkasse
IBAN: DE85 1605 0000 3523 0301 01
BIC: WELADED1PMB
Verwendungszweck: „Stele“

Sie können sich unserer Dankbarkeit sicher sein.

Recherchen

Recherchen im Rahmen der Aktion Stolpersteine

Hier werden Biografien recherchiert, die gegebenenfalls das Verlegen eines Stolpersteines in Kleinmachnow mit sich bringen bzw. für die schon ein Stolperstein verlegt wurde.

Recherchen im Rahmen der Aktion „Ja! Ich will, eine Stele für den Mut und das Überleben!“

Hier werden Biografien recherchiert, die entweder als Stille Helden oder als Überlebende dokumentiert werden. Hierbei orientiert sich die Aktionsgruppe an der Rahmenvorgabe der Historikergruppe „Deutscher Widerstand“. Ein Teil der Rechercheergebnisse ist in Form der Stele auf dem Margarete-Sommer-Platz sichtbar.

Recherchen zu sonstigen Themen

Kontakt in den Ort

Die Aktionsgruppe Stolpersteine sucht den Kontakt in den Ort. Es werden Ausstellungen organisiert und/oder selbst zusammengestellt. Es werden Gespräche und Themen angeboten, es wird zu Mithilfe eingeladen und einiges mehr. Erkenntnisse und sich daraus ergebende Fragen und Vorhaben werden über die Tagespresse und weitere Zeitschriften und Journale bekanntgemacht.

Pressespiegel

Erinnerung an die stillen Helden der Nazizeit

Stele in Kleinmachnow eingeweiht, MAZ, 08.05.2014, 19:57 Uhr, von Stephan Laude, Link

Mit einer „Stele für die stillen Helden“ wird seit Donnerstag in Kleinmachnow an die Einwohner erinnert, die während der NS-Zeit Juden gerettet haben. Die Initiative kam von der Projektgruppe Stolpersteine der evangelischen Kirchengemeinde.

In Kleinmachnow ist seit gestern ein Platz nach Margarete Sommer benannt. Die katholische Sozialarbeiterin (1893-1965) war Geschäftsführerin des „Hilfswerks beim Bischöflichen Ordinariat Berlin“, das während der Zeit des Nationalsozialismus Juden bei der Auswanderung unterstützte. An dem nach ihr benannten Platz an der Kreuzung Hohe Kiefer/Förster-Funke-Allee wurde zudem die „Stele für die Stillen Helden“ enthüllt, mit der neben Margarete Sommer weitere Kleinmachnower geehrt werden, die jüdische Mitbürger vor dem Zugriff der Nazis schützten.

Die Benennung des Platzes und die Enthüllung der Stele fand nicht zufällig am 8. Mai statt. Sowohl Kleinmachnows Bürgermeister Michael Grubert (SPD) als auch Diakon Martin Bindemann, der mit der Projektgruppe Stolpersteine die Initiative für die Stele ergriffen hatte, erinnerten an die Befreiung vom Nationalsozialismus vor 69 Jahren. Grubert verwies darauf, dass an drei Orten in Kleinmachnow das Ereignis gewürdigt wurde. Nun hat die Gemeinde eine weitere Stätte, um die "Verantwortung zur Erinnerung" wahrzunehmen, wie Bindemann sagte.

Die Stele ist von dem Künstlerpaar Julia und Rainer Ehrt entworfen worden. Sie besteht aus Eichenholz und einem Stahlkern. In die Bohlen wurden 15 Fenster hineingeschnitten. In einigen von ihnen sind drehbare Schilder eingesetzt worden. Auf einer Seite sind die Namen der Helfer eingraviert worden, auf der anderen Seite die Namen derer, denen geholfen wurde. Zu den Helfern gehören Kurt und Ilse Richter. Die Eheleute hatten während der Pogromtage und -nächte im November 1938 zwei ihrer Freunde, das jüdische Ehepaar Walter und Ilse Munk, im Heizungskeller ihres Hauses in der heutigen Geschwister-Scholl-Allee versteckt. 1939 durften die Munks nach Palästina auswandern. 1943 erfuhr Ilse Munk in Jerusalem, dass ihre Mutter und ihr Stiefvater in Auschwitz vergast worden waren. Ein Nachkomme des Ehepaars Richter war gestern bei der Enthüllung der Stele dabei: Urenkel Tobias Schenke. Der 33-jährige Schauspieler, der in Kleinmachnow aufgewachsen ist, sagte, ihn habe das mutige Verhalten seiner Urgroßeltern politisch sehr geprägt. „Auch die anderen in unserer großen Familie macht es stolz, dass meine Urgroßeltern so gehandelt haben“, sagte Schenke, der schon als Zwölfjähriger für den Film entdeckt wurde und unter anderem in der Komödie „Harte Jungs“ mitgespielt hat.

In den freien Fenstern der Stele können nach entsprechenden Recherchen in historischen Quellen weitere Namensschilder montiert werden. Für das Stelen-Projekt wurden 8000 Euro gebraucht. Das Geld wurde durch Spenden an die Projektgruppe Stolpersteine zusammengetragen. Die Gruppe war 2013 mit dem „Ehrenamtsengel“ des Evangelischen Kirchenkreises Teltow-Zehlendorf ausgezeichnet worden. Zur Finanzierung dienten auch die Erlöse aus dem Verkauf einer Broschüre über die zur Erinnerung an die jüdischen Einwohner in Kleinmachnow verlegten Stolpersteine.

Broschüre: Das Heft über die Stolpersteine kann bezogen werden über die Evangelische Kirchengemeinde Kleinmachnow, Martin Bindemann, Jägerstieg 2, 033203/609684, Mail: bindemann@ev-kirche-kleinmachnow.de.

Kleinmachnow poliert Stolpersteine

Wolfgang Thierse kommt zur Stelen-Einweihung, MAZ, 17.02.2014, 20:00 Uhr, von Konstanze Wild, Link

Mit Schwamm und Messingpaste ausgerüstet, können Freiwillige die Stolpersteine (Adressen siehe Kasten) von Straßenschmutz und Patina schnell befreien, sagt Martin Bindemann, Diakon der Evangelischen Kirchengemeinde, und hofft auf eine rege Beteiligung.

„Wir haben in Zusammenarbeit mit dem Kölner Künstler Gunter Demnig in unserer Gemeinde die Stolpersteine initiiert, um die Namen der Opfer in unserer Erinnerung zu halten und mahnen damit an ihre grausame Vergangenheit“, sagte Bindemann gestern im Gespräch mit der MAZ.

Unterdessen hat sich hoher Besuch in Kleinmachnow angekündigt. Zur feierlichen Enthüllung einer „Stele für stille Helden – für den Mut und das Überleben“ am 8. Mai wird der ehemalige Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) am Abend im Rathaussaal die Eröffnungsrede halten. „Das ist schon eine Ehre und ziemlich cool, dass Herr Thierse zu uns kommt“, sagt Bindemann, der das jüngste Projekt der Stolperstein-Gruppe, „Stille Helden“, maßgeblich vorangetrieben hat.

Wolfgang Thierse ist in der Katholischen Kirchengemeinde Herz Jesu in Berlin-Mitte/Prenzlauer Berg aktiv. „Dort war Margarete Sommer im bischöflichen Ordinariat tätig und hat Netzwerke gespannt, um Verfolgten des Nazi-Regimes zu helfen. Und so schließt sich der Kreis,“ berichtet Bindemann.

Margarete Sommer, die bis 1950 in Kleinmachnow lebte, gehörte also selbst zu den stillen Helden. Die israelische Gedenkstätte Jad Vashem ehrte die frühere Kleinmachnowerin 2003 als „Gerechte unter den Völkern“. Es ist die höchste Ehrung, die Zeitzeugen des Nationalsozialismus zugesprochen werden kann. Margarete Sommer half von 1938 bis 1945 Verfolgten auch an ihrem Wohnort Kleinmachnow bei der Ausreise aus Nazi-Deutschland. „Stille Helden, das sind für uns die Mitmenschen, die unter Einsatz ihres eigenen Lebens anderen geholfen haben“, erklärt Bindemann.

Am 8. Mai soll die Stele an der Förster-Funke-Allee/Ecke Hohe Kiefer aufgestellt werden. Das Fundament hat der Kleinmachnower Bauhof auf dem Platz, der künftig auch nach Margarete Sommer benannt sein wird, bereits angelegt.

Das Kleinmachnower Künstlerehepaar Julia und Rainer Ehrt kreierte die Stele als eine Art Häuserfassade mit drehbaren Fenstern, aus Eichenholz und geätztem Edelstahl gearbeitet. „Zugrunde liegen Gedankenspiele wie: Haus, zu Hause sein, ein Dach über dem Kopf haben, Türen und Fenster öffnen, Schutz gewähren, beherbergen“, erklärt Bindemann. Die Fenster sind drehbar. Auf der einen Seite des Fensters findet sich der eingravierte Name des Helfenden ‒ auf der anderen Seite des Fensters der Name desjenigen, der durch die Hilfe weiter- und überleben konnte. „Ein Schlosser ist derzeit dabei, die Fenster am Stelen-Kunstwerk zu befestigen.“

Finanziert werde das Projekt ausschließlich über Spendengelder, also ohne öffentliche Förderung. „Wir benötigen mindestens 8000 Euro, das ist das untere Limit. 7500 Euro sind als Spenden bis jetzt bereits zusammen gekommen.“ Zehn Menschen und ihre Schicksale hat die Aktionsgruppe Stolpersteine schon recherchiert. „Es gibt jedoch noch weitere Fenster für weitere stille Helden. Wir werden unsere Ergebnisse dann mit Kleinmachnower Gemeindevertretern besprechen. Denn die Stele hat nicht nur ihren Platz in Kleinmachnow, sie gehört zum Ort und dessen Menschen“, betont Bindemann.

Picknick am Platz für die Stele

Die Aktionsgruppe Stolpersteine und die Junge Gemeinde laden zu einem Picknick am 9. Juni, 12.30 Uhr, ein. Es soll an dem Ort stattfinden, der schon bald der „Margarethe-Sommer-Platz“ mit der Stele für Mut und Überleben sein soll: an der parkähnlich angelegten Ecke Förster-Funke-Allee/Hohe Kiefer, teilt Martin Bindemann mit., MAZ, 26.05.2013, 18:57 Uhr, von C. K., Link

Das ist die vierte Veranstaltung im Rahmen der Realisierung der Stele. Im Januar hatten die Ausstellung über Stolpersteine, Stille Helden und Margarethe Sommer sowie die Lesung zum Gedenken an die Befreiung von Auschwitz viele Menschen berühren können. Zuletzt fand die von Christoph Krajewski geführte Radtour entlang der Stolpersteine und besonders denkwürdigen Stellen durch Kleinmachnow großen Anklang. „Gemeinsam rücken wir der Realisierung der Stele immer näher. Schon 2000 Euro konnten an Spenden gesammelt werden, wofür wir uns noch einmal sehr herzlich bedanken“, so Bindemann. Dennoch müssten auch noch die restlichen etwa 6.000 Euro zusammenkommen. Eine Möglichkeit auf diesem Weg sei das Picknick am 9. Juni. Geboten werden dabei von der Jungen Gemeinde vorbereitete Musik, Jonglierkünste und Lesungen. Gegen eine Spende gibt es „reich gefüllte Picknickkörbe“.

Requiem für Ernst Salomon

Die Aktionsgruppe Stolpersteine engagiert sich zum Holocaust-Gedenktag für eine aktive Erinnerungskultur in Kleinmachnow, MAZ, 06.01.2015, von Konstanze Wild

1886 in Berlin geboren, lebte Ernst Salomon bis zu seiner Deportation nach Riga am 17. November 1941 in K1einmachnow in der Stülpestraße 3; heute ein Teil der Lepckestraße. Salomon starb drei Tage später im Konzentrationslager. In der Lepckestraße erinnert ein Stolperstein an ihn – und Martin Bindemann staunte, als sich am Tag nach Neujahr überraschend drei Mitglieder der Familie Salomon meldeten. Sie baten ihn um seine Begleitung zu einem Spaziergang an den letzten freiwillig gewählten Ort, an dem ihr Großvater in Deutschland leben konnte; die Nachfahren selbst leben heute in Australien.

„Sie hatten Silvester in Berlin gefeiert und waren über unsere Homepage zu den Stolpersteinen auf das Gedenken an den Großvater gestoßen“, sagt Bindemann. Für den Diakon und Mitinitiator der Kleinmachnower AG Stolpersteine ein bewegendes Erlebnis. Und ein Zeichen, „dass es wichtig ist, sich weiter intensiv der Verantwortung für das Gedenken an Opfer des Nationalsozialismus zu engagieren“. Einen Kranz niederzulegen sei okay, sagt Bindemann. Allein ihm und seinen Mitstreitern reicht das nicht, da macht er keinen Hehl daraus. Zum 27. Januar, dem Holocaustgedenktag – er steht für die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz im Jahr 1945 – haben sie eine ganze Veranstaltungsreihe auf die Beine gestellt.

„Der Tag jährt sich zum 70. Mal. Das ist ein ganzes Menschleben und es gibt immer weniger Zeitzeugen, die berichten können“, sagt Bindemann. Die Reihe beginnt mit einer Vernissage im Kulturhaus am Zehlendorfer Damm 200. „Wir waren total überrascht, auf wie viel positive Resonanz allein unsere Mitmach-Kunst-Aktion gestoßen ist.“ Unter dem Motto „Verantwortung“ arbeiten derzeit Schüler, ganze Familien und professionelle Künstler der Region daran, einen Projektkasten aus schlichtem Holz, 70 mal 50 mal 10 Zentimeter groß, mit ihrer Kunst zum Thema zu füllen. Am 15. Januar werden die Arbeiten gesammelt und dann ausgestellt.

In den Tagen danach lädt die Aktionsgruppe zu hochkarätigen Konzerten, Lesungen, einem Film- und Gesprächsabend ein. Etwa zur Lesung aus „Requiem eines B-Mannes“ – Aufzeichnungen der K1einmachnower Familie Loewenberg. „Das Schicksal Peter Loewenbergs haben wir bereits recherchiert; schon bald sollen auch für ihn und drei weitere Opfer Stolpersteine im Ort verlegt werden; 22 gibt es in der Gemeinde schon“, sagt Bindemann.

Die Idee, zum 27. Januar die Menschen zun Mitmachen und Nachdenken zu bewegen, hatten Bindemann und die Künstlerin Julia Ehrt bereits bei der Enthüllung der „Stele für den Mut und das Überleben“ am 8. Mai des vergangenen Jahres. „Unsere Grundidee ist, nicht nur in der Geschichte zu forschen, sondern Denkanstöße zu geben und sich mit den Konsequenzen der Ereignisse aktiv auseinanderzusetzen.”

Veranstaltungsreihe im Landarbeiterhaus:

Der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am „27. Januar ist in Deutschland seit 1996 ein gesetzlich verankerter Gedenktag. Er bezieht sich auf den 27. Januar 1945, den Tag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau und der beiden anderen Konzentrationslager in Auschwitz durch die Rote Armee. 2005 erklärten die Vereinten Nationen den Tag zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust.

Zur Eröffnung der Kunst-Mitmach-Ausstellung „Verantwortung“ lädt die Aktionsgruppe Stolpersteine zu Dienstag, 27. Januar, um 18 Uhr ins Landarbeiterhaus am Zehlendorfer Damm 200 ein und präsentiert weitere thematische Veranstaltungen. So gibt unter anderem das Berliner Frauen-Vokalensemble am 28. Januar um 20 Uhr ein Konzert in der Alten Dorfkirche unter dem Titel: „Wi ken ich zingen?“ Zu hören sind lieder aus Ravensbrück von Werner-Hagen.

Mitglieder des Staatsschauspiels Dresden führen am 31. Januar ab 18 Uhr die musikalisch-szenische Lesung „Requiem eines B-Mannes“ auf.

„Brauchen wir eine Gedenkkultur?“ ist das Thema eines Gesprächsabends am 4. Februar um 18.30 Uhr mit der Generalsuperintendentin des Sprengels Berlin, Ulrike Trautwein.

Holzkisten mit Verantwortung

Kunst zum Holocaust-Gedenken, PNN, 03.02.2015, von Gerold Paul, Link

Niemand möchte gerne gefangen, gefesselt, gefoltert und gemordet sein, zu keiner Zeit, nie. Insofern weist die brandaktuelle Ausstellung im Kleinmachnower Kunsthaus „Brücke“ über ihren Anlass, den Holocaust-Gedenktag, weit hinaus. Ganz Kleinmachnow und Umgebung waren gerufen, sich dem Leitthema „Verantwortung“ zu stellen. Dazu konnte man sich von der Arbeitsgruppe Stolpersteine extra gebaute Holzkisten im Format 70 mal 50 Zentimeter abholen, um sie auf möglichst künstlerische Weise mit eigenen Ideen zu diesem Thema zu füllen.

Fast hundert Assemblagen kamen zum ehrenamtlichen Auftraggeber zurück, wohl präpariert von Schülern, Studenten, von halb- oder professionellen Kunstschaffenden sowie sonstigen Bürgern des Ortes. Alle Altersstufen hatten sich zu Wort gemeldet, 111 Beteiligte, eine beeindruckende Bilanz des guten Willens, aber auch der Schaffenskraft. Joseph Beuys hätte seine helle Freude an dieser Mitmach-Aktion gehabt, für ihn war ja jeder Mensch ein Künstler auf Erden.

Nun wird der Holocaust-Gedenktag in dieser Sonderschau ganz unterschiedlich reflektiert. Er stand einmal für den unmittelbaren Anlass, fürs historische Eingedenken, was sich vielfältig widerspiegelte. So haben besonders Jugendliche versucht, mit Stacheldraht, Davidstern, mit Blechnapf, Haar- und Kleiderresten KZ-ähnliche Situationen nachzustellen. „Was ist der Mensch, was bleibt von ihm übrig“, steht als bange Frage im Raum. Der Nachbau eines Schienenstrangs von daheim bis an die Tore von Auschwitz. Ein anderer Schaukasten imitiert des Holocaust-Denkmal in Berlin, der Schaukasten ist quasi voller Steine.

Auch das gequälte Tier, Umwelt und Erde werden in die Verantwortung genommen. Besonders eindrucksvoll ist, was drei Schüler sich ausgedacht haben. Sie teilen ihre Kiste in zwei Teile, die eine Hälfte die Schergen mit Waffen und Mordwerkzeug, eine Stätte der Gewalt, obendrüber das entlarvende Transparent „Wir haben gefoltert“. Diesseits der hohen Mauer eine Gruppe von Zivilisten, für Frieden und Menschenrecht demonstrierend. „Die bittere Wahrheit“ wurde mit Legosteinen und Zahnstochern gebaut, genial!

Aber Verantwortung endet bekanntlich nicht im Gestern. Schopenhauer meinte ja, kein Mensch habe je in der Vergangenheit gelebt, sondern immer nur in seiner Gegenwart. So war es damals mit dem Arzt und Pädagogen Janusz Korczak, der mit seinen schutzbefohlenen Kindern ins Lager ging, so ist es heute, wenn „Verantwortung“ in einer Kiste voller Bücher steckt oder als Tüte mit sich herumgetragen werden kann, wie Verantwortung eben zu tragen ist, als eine Art Pflicht, oder auch Bürde.

Auch auf der gehobenen Ebene finden sich eindrucksvolle Zeugnisse der Kleinmachnower Bürgerschaft, zum Beispiel die Assemblage mit drei verschiedenen Uhren und dem Satz „Die gleiche Zeit, die es dauert, über die Vergangenheit zu trauern, hat man zur Verfügung, um die Zukunft zu gestalten“. Oder den bekannten Satz, wonach die Erde angeblich nicht von den Eltern vererbt, sondern von den Kindern in spe geliehen sei.

Zweimal aber entdeckt man den alten Lateinerspruch, wonach die Zeit alle Wunden heile. Da muss es wohl eines Tages auch hin, falls die Menschen tatsächlich alle Vollmacht über die Erde haben. Ohne Verantwortung ginge das nun tatsächlich nicht, wohl aber ohne Folter, Terror und Mord.

Bis 8. Februar, Zehlendorfer Damm 200, Mo. bis Fr. 18 – 20 Uhr, Sa. und So. 12 – 18 Uhr. Am morgigen Mittwoch um 18.30 Uhr wird zum Gespräch mit Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein eingeladen, Thema: Brauchen wir eine Gedenkkultur?

Lebendige Erinnerung im „Z200“

91 Kästen voll mit Kunst zum 70. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz, Bäke Courier, 05.02.2015, von Gesine Michalsky, Link

91 verschiedene Schaukästen sind seit dem 27. Januar, dem 70. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz durch die Rote Armee, im Landarbeiterhaus ausgestellt. Die Aktion „Stolpersteine Kleinmachnow“ und der Kunstverein „Die Brücke“ zeigen die beeindruckenden Werke von Schülern und Künstlern aus TKS noch bis zum 8. Februar. Erfreulich groß ist das Interesse am Thema Holocaust – zur Ausstellungseröffnung platzte das denkmalgeschützte Haus am Zehlendorfer Damm 200 aus allen Nähten. Nicht zu vergessen, dass in Deutschland Millionen von Juden grausam ermordet wurden, das ist Ziel und Wunsch der „Mit-Mach-Kunst-Ausstellung“ mit dem Titel „Verantwortung“.

Florian Lösch und Bettina Lehfeldt haben einen Kasten gemeinsam gestaltet. Darin ein gebrauchter Blechteller, ein alter Löffel und dazu Zettel mit Überschriften und Fragen „Was vom Mensch übrig blieb“, oder „Wann ist ein Mensch ein Mensch?“. Schüler des Grundkurses Kunst am Vicco-von-Bülow-Gymnasium haben mit Symbolen gearbeitet, die verdeutlichen, dass die Erinnerung schmerzt. „Die Duschkabine“ heißt eine Arbeit.

Die meisten Arbeiten stammen von Schülern des evangelischen Gymnasiums Kleinmachnow. Stacheldraht und blutige Hände, die raus wollen. Trotz der unfassbaren Brutalität, die Menschen anderen zufügen können, ist die Beschäftigung mit dem Thema weniger düster, sie regt vielmehr zum Nachdenken an und ist vor allem sehr lebendig. Und dass die Arbeiten mit viel handwerklicher Mühe entstanden sind, fiel nicht nur einer Kleinmachnower Horterzieherin in Rente auf. Ihr machte es sichtlich Freude zu sehen, dass Basteln ganz viel bewirken kann.

Beim Rundgang kamen viele Besucher miteinander ins Gespräch, und Schüler freuten sich, etwas dazu beizutragen, dass die Menschen, die dieses Leid erleiden mussten, 70 Jahre später nicht vergessen sind. „Mit der Vergangenheit verantwortungsvoll umzugehen, bedeutet auch, die Mitmenschlichkeit zu schützen“, befand Bürgermeister Michael Grubert. Rainer Ehrt, der Vorsitzende des Kunstvereins „Die Brücke“, erinnerte an einen Deserteur, der in den letzten Kriegstagen im April 1945 an einer Eiche hinter dem Haus erhängt wurde. Noch leben Zeitzeugen, die davon berichten können.

Martin Bindemann, der Initiator der Aktionsgruppe, ist sich sicher, dass junge Menschen die Greueltaten der Nazis nicht vergessen wollen. „111 Projektkästen wurden angefragt, um sie mit Kunst zu füllen“, erzählt der Diakon. Das war im Frühjahr vergangenen Jahres, nachdem die Stele für die „stillen Helden“ am Margarete-Sommer-Platz eingeweiht wurde. Jetzt haben die aktuellen Ereignisse der Ausstellung eine zusätzliche Bedeutung gegeben. „Die 95 Projektkästen verdeutlichen: Es gibt kein Nichtstun, kein Wegschauen, keine Angst“, brachte es Martin Bindemann auf den Punkt und meinte, „die Erinnerung weist in die Zukunft“. Der Umgang mit Flüchtlingen müsse unter dem Aspekt eines Menschen zugewandten Verhaltens stehen, Mitläufertum sei keine Lösung. Allerdings habe sich auch die Erinnerungskultur verändert: „Mit Kranzniederlegungen können junge Menschen nicht viel anfangen. Sie wollen stattdessen aktiv gestalten.“ Die Ausstellung ist montags bis freitags von 18 bis 20 sowie Samstag und Sonntag von 12 bis 18 Uhr geöffnet. Am 8. Februar um 18 Uhr beginnt die Finissage mit Musik und Lesung von C. Merkel. Der Eintritt ist frei.

Ein Stolperstein – Was ist das?

Stolperstein vor Verlegung Ein Stolperstein ist ein 10 × 10 × 10 cm großer Betonstein, mit einer Messinghaube versehen, auf der der Name, das Geburtsjahr und das Schicksal des Verfolgten eingraviert sind. Die Verlegung eines Stolpersteines kostet 120 Euro. Hinzu kommen Kosten für Archive, Literatur, andere Medien, Werbung, Verwandtschaftsrecherche. Somit werden ca. 150 Euro für die Verlegung eines Stolpersteines benötigt.

Cover des Stolpersteinebuchs Die Projektgruppe rund um die Stolpersteine hat das Buch „Stolpersteine in Kleinmachnow“ herausgebracht, das Sie bei der Natura-Buchhandlung oder direkt bei Martin Bindemann bestellen können.

Stolperstein-Biografien