Stolpersteine in Kleinmachnow
Das Stolpersteinprojekt ist ein Kunstprojekt des Kölner Künstlers Gunter Demnig mit derzeit über 30.000 verlegten Stolpersteinen in Deutschland und anderen europäischen Ländern. Mit der Verlegung von Stolpersteinen wird namentlich an die Opfer des nationalsozialistischen Regimes (Juden, politisch Verfolgte, Homosexuelle, Sinti und Roma, Euthanasieopfer, Zeugen Jehovas) erinnert. Die Verlegung eines Stolpersteines geschieht vor dem letzten freiwillig gewählten Wohnort des Verfolgten.
Die Aktionsgruppe Stolpersteine in Kleinmachnow ist ein Projekt der Evangelischen Auferstehungskirchengemeinde in Kooperation mit dem Heimatverein Kleinmachnow e.V. und der Kommune Kleinmachnow unter der Schirmherrschaft von Landrat Wolfgang Blasig.
Nächste Vorhaben der Aktionsgruppe Stolpersteine
Spenden
Zur Realisierung der Projekte und Vorhaben werden Spenden benötigt.
Ein Stolperstein – Was ist das?
Spenderinnen und Spender erhalten eine Spendenquittung ab einer Höhe von 50 Euro. Spenden richten Sie bitte an:
Kirchengemeinde Kleinmachnow
Mittelbrandenburgische Sparkasse
IBAN: DE85 1605 0000 3523 0301 01
BIC: WELADED1PMB
Verwendungszweck: „Stele“
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Recherchen
Recherchen im Rahmen der Aktion Stolpersteine
Hier werden Biografien recherchiert, die gegebenenfalls das Verlegen eines Stolpersteines in Kleinmachnow mit sich bringen bzw. für die schon ein Stolperstein verlegt wurde.
Recherchen im Rahmen der Aktion „Ja! Ich will, eine Stele für den Mut und das Überleben!“
Hier werden Biografien recherchiert, die entweder als Stille Helden oder als Überlebende dokumentiert werden. Hierbei orientiert sich die Aktionsgruppe an der Rahmenvorgabe der Historikergruppe „Deutscher Widerstand“. Ein Teil der Rechercheergebnisse ist in Form der Stele auf dem Margarete-Sommer-Platz sichtbar.
Recherchen zu sonstigen Themen
Kontakt in den Ort
Die Aktionsgruppe Stolpersteine sucht den Kontakt in den Ort. Es werden Ausstellungen organisiert und/oder selbst zusammengestellt. Es werden Gespräche und Themen angeboten, es wird zu Mithilfe eingeladen und einiges mehr. Erkenntnisse und sich daraus ergebende Fragen und Vorhaben werden über die Tagespresse und weitere Zeitschriften und Journale bekanntgemacht.
Pressespiegel
Erinnerung an die stillen Helden der Nazizeit
Stele in Kleinmachnow eingeweiht, MAZ, 08.05.2014, 19:57 Uhr, von Stephan Laude, Link
Mit einer „Stele für die stillen Helden“ wird seit Donnerstag in Kleinmachnow an die Einwohner erinnert, die während der NS-Zeit Juden gerettet haben. Die Initiative kam von der Projektgruppe Stolpersteine der evangelischen Kirchengemeinde.
In Kleinmachnow ist seit gestern ein Platz nach Margarete Sommer benannt. Die katholische Sozialarbeiterin (1893-1965) war Geschäftsführerin des „Hilfswerks beim Bischöflichen Ordinariat Berlin“, das während der Zeit des Nationalsozialismus Juden bei der Auswanderung unterstützte. An dem nach ihr benannten Platz an der Kreuzung Hohe Kiefer/Förster-Funke-Allee wurde zudem die „Stele für die Stillen Helden“ enthüllt, mit der neben Margarete Sommer weitere Kleinmachnower geehrt werden, die jüdische Mitbürger vor dem Zugriff der Nazis schützten.
Die Benennung des Platzes und die Enthüllung der Stele fand nicht zufällig am 8. Mai statt. Sowohl Kleinmachnows Bürgermeister Michael Grubert (SPD) als auch Diakon Martin Bindemann, der mit der Projektgruppe Stolpersteine die Initiative für die Stele ergriffen hatte, erinnerten an die Befreiung vom Nationalsozialismus vor 69 Jahren. Grubert verwies darauf, dass an drei Orten in Kleinmachnow das Ereignis gewürdigt wurde. Nun hat die Gemeinde eine weitere Stätte, um die "Verantwortung zur Erinnerung" wahrzunehmen, wie Bindemann sagte.
Die Stele ist von dem Künstlerpaar Julia und Rainer Ehrt entworfen worden. Sie besteht aus Eichenholz und einem Stahlkern. In die Bohlen wurden 15 Fenster hineingeschnitten. In einigen von ihnen sind drehbare Schilder eingesetzt worden. Auf einer Seite sind die Namen der Helfer eingraviert worden, auf der anderen Seite die Namen derer, denen geholfen wurde. Zu den Helfern gehören Kurt und Ilse Richter. Die Eheleute hatten während der Pogromtage und -nächte im November 1938 zwei ihrer Freunde, das jüdische Ehepaar Walter und Ilse Munk, im Heizungskeller ihres Hauses in der heutigen Geschwister-Scholl-Allee versteckt. 1939 durften die Munks nach Palästina auswandern. 1943 erfuhr Ilse Munk in Jerusalem, dass ihre Mutter und ihr Stiefvater in Auschwitz vergast worden waren. Ein Nachkomme des Ehepaars Richter war gestern bei der Enthüllung der Stele dabei: Urenkel Tobias Schenke. Der 33-jährige Schauspieler, der in Kleinmachnow aufgewachsen ist, sagte, ihn habe das mutige Verhalten seiner Urgroßeltern politisch sehr geprägt. „Auch die anderen in unserer großen Familie macht es stolz, dass meine Urgroßeltern so gehandelt haben“, sagte Schenke, der schon als Zwölfjähriger für den Film entdeckt wurde und unter anderem in der Komödie „Harte Jungs“ mitgespielt hat.
In den freien Fenstern der Stele können nach entsprechenden Recherchen in historischen Quellen weitere Namensschilder montiert werden. Für das Stelen-Projekt wurden 8000 Euro gebraucht. Das Geld wurde durch Spenden an die Projektgruppe Stolpersteine zusammengetragen. Die Gruppe war 2013 mit dem „Ehrenamtsengel“ des Evangelischen Kirchenkreises Teltow-Zehlendorf ausgezeichnet worden. Zur Finanzierung dienten auch die Erlöse aus dem Verkauf einer Broschüre über die zur Erinnerung an die jüdischen Einwohner in Kleinmachnow verlegten Stolpersteine.
Broschüre: Das Heft über die Stolpersteine kann bezogen werden über die Evangelische Kirchengemeinde Kleinmachnow, Martin Bindemann, Jägerstieg 2, 033203/609684, Mail: bindemann@ev-kirche-kleinmachnow.de.
Kleinmachnow poliert Stolpersteine
Wolfgang Thierse kommt zur Stelen-Einweihung, MAZ, 17.02.2014, 20:00 Uhr, von Konstanze Wild, Link
Mit Schwamm und Messingpaste ausgerüstet, können Freiwillige die Stolpersteine (Adressen siehe Kasten) von Straßenschmutz und Patina schnell befreien, sagt Martin Bindemann, Diakon der Evangelischen Kirchengemeinde, und hofft auf eine rege Beteiligung.
„Wir haben in Zusammenarbeit mit dem Kölner Künstler Gunter Demnig in unserer Gemeinde die Stolpersteine initiiert, um die Namen der Opfer in unserer Erinnerung zu halten und mahnen damit an ihre grausame Vergangenheit“, sagte Bindemann gestern im Gespräch mit der MAZ.
Unterdessen hat sich hoher Besuch in Kleinmachnow angekündigt. Zur feierlichen Enthüllung einer „Stele für stille Helden – für den Mut und das Überleben“ am 8. Mai wird der ehemalige Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) am Abend im Rathaussaal die Eröffnungsrede halten. „Das ist schon eine Ehre und ziemlich cool, dass Herr Thierse zu uns kommt“, sagt Bindemann, der das jüngste Projekt der Stolperstein-Gruppe, „Stille Helden“, maßgeblich vorangetrieben hat.
Wolfgang Thierse ist in der Katholischen Kirchengemeinde Herz Jesu in Berlin-Mitte/Prenzlauer Berg aktiv. „Dort war Margarete Sommer im bischöflichen Ordinariat tätig und hat Netzwerke gespannt, um Verfolgten des Nazi-Regimes zu helfen. Und so schließt sich der Kreis,“ berichtet Bindemann.
Margarete Sommer, die bis 1950 in Kleinmachnow lebte, gehörte also selbst zu den stillen Helden. Die israelische Gedenkstätte Jad Vashem ehrte die frühere Kleinmachnowerin 2003 als „Gerechte unter den Völkern“. Es ist die höchste Ehrung, die Zeitzeugen des Nationalsozialismus zugesprochen werden kann. Margarete Sommer half von 1938 bis 1945 Verfolgten auch an ihrem Wohnort Kleinmachnow bei der Ausreise aus Nazi-Deutschland. „Stille Helden, das sind für uns die Mitmenschen, die unter Einsatz ihres eigenen Lebens anderen geholfen haben“, erklärt Bindemann.
Am 8. Mai soll die Stele an der Förster-Funke-Allee/Ecke Hohe Kiefer aufgestellt werden. Das Fundament hat der Kleinmachnower Bauhof auf dem Platz, der künftig auch nach Margarete Sommer benannt sein wird, bereits angelegt.
Das Kleinmachnower Künstlerehepaar Julia und Rainer Ehrt kreierte die Stele als eine Art Häuserfassade mit drehbaren Fenstern, aus Eichenholz und geätztem Edelstahl gearbeitet. „Zugrunde liegen Gedankenspiele wie: Haus, zu Hause sein, ein Dach über dem Kopf haben, Türen und Fenster öffnen, Schutz gewähren, beherbergen“, erklärt Bindemann. Die Fenster sind drehbar. Auf der einen Seite des Fensters findet sich der eingravierte Name des Helfenden ‒ auf der anderen Seite des Fensters der Name desjenigen, der durch die Hilfe weiter- und überleben konnte. „Ein Schlosser ist derzeit dabei, die Fenster am Stelen-Kunstwerk zu befestigen.“
Finanziert werde das Projekt ausschließlich über Spendengelder, also ohne öffentliche Förderung. „Wir benötigen mindestens 8000 Euro, das ist das untere Limit. 7500 Euro sind als Spenden bis jetzt bereits zusammen gekommen.“ Zehn Menschen und ihre Schicksale hat die Aktionsgruppe Stolpersteine schon recherchiert. „Es gibt jedoch noch weitere Fenster für weitere stille Helden. Wir werden unsere Ergebnisse dann mit Kleinmachnower Gemeindevertretern besprechen. Denn die Stele hat nicht nur ihren Platz in Kleinmachnow, sie gehört zum Ort und dessen Menschen“, betont Bindemann.
- Seit 2010 hat die Projektgruppe Stolpersteine gemeinsam mit Gunter Demnig 23 Gedenktafeln vor den letzten bekannten Wohnorten von Opfern des NS-Regimes verlegt.
- Die Stolpersteine befinden sich an folgenden Adressen: Rudolf-Breitscheid-Straße 60, An der Stammbahn 41 und 141, Wendemarken 41 und 108, Brodberg 16, Uhlenhorst 9, Elsternstieg 18, Heideweg 21a, Weidenbusch 23a, Erlenweg 2, Zehlendorfer Damm 90 und 138, Geschwister-Scholl-Allee 54, Lepckestraße und Auf der Drift 11 und 12.
- Die Stele für die „Stillen Helden“ wird am 8. Mai auf dem Platz Ecke Förster-Funke-Allee/Hohe Kiefer enthüllt. Am Abend wird der ehemalige Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) bei einer Feier im Rathaussaal die Eröffnungsrede halten.
- Der Platz, auf dem die Stele des Kleinmachnower Künstlerehepaares Julia und Rainer Ehrt stehen wird, soll künftig Margarete-Sommer-Platz heißen. Margarete Sommer war im Katholischen Hilfswerk beim Bischöflichen Ordinariat Berlin tätig und half Verfolgten des Nazi-Regimes.
Picknick am Platz für die Stele
Die Aktionsgruppe Stolpersteine und die Junge Gemeinde laden zu einem Picknick am 9. Juni, 12.30 Uhr, ein. Es soll an dem Ort stattfinden, der schon bald der „Margarethe-Sommer-Platz“ mit der Stele für Mut und Überleben sein soll: an der parkähnlich angelegten Ecke Förster-Funke-Allee/Hohe Kiefer, teilt Martin Bindemann mit., MAZ, 26.05.2013, 18:57 Uhr, von C. K., Link
Das ist die vierte Veranstaltung im Rahmen der Realisierung der Stele. Im Januar hatten die Ausstellung über Stolpersteine, Stille Helden und Margarethe Sommer sowie die Lesung zum Gedenken an die Befreiung von Auschwitz viele Menschen berühren können. Zuletzt fand die von Christoph Krajewski geführte Radtour entlang der Stolpersteine und besonders denkwürdigen Stellen durch Kleinmachnow großen Anklang. „Gemeinsam rücken wir der Realisierung der Stele immer näher. Schon 2000 Euro konnten an Spenden gesammelt werden, wofür wir uns noch einmal sehr herzlich bedanken“, so Bindemann. Dennoch müssten auch noch die restlichen etwa 6.000 Euro zusammenkommen. Eine Möglichkeit auf diesem Weg sei das Picknick am 9. Juni. Geboten werden dabei von der Jungen Gemeinde vorbereitete Musik, Jonglierkünste und Lesungen. Gegen eine Spende gibt es „reich gefüllte Picknickkörbe“.
Requiem für Ernst Salomon
Die Aktionsgruppe Stolpersteine engagiert sich zum Holocaust-Gedenktag für eine aktive Erinnerungskultur in Kleinmachnow, MAZ, 06.01.2015, von Konstanze Wild
1886 in Berlin geboren, lebte Ernst Salomon bis zu seiner Deportation nach Riga am 17. November 1941 in K1einmachnow in der Stülpestraße 3; heute ein Teil der Lepckestraße. Salomon starb drei Tage später im Konzentrationslager. In der Lepckestraße erinnert ein Stolperstein an ihn – und Martin Bindemann staunte, als sich am Tag nach Neujahr überraschend drei Mitglieder der Familie Salomon meldeten. Sie baten ihn um seine Begleitung zu einem Spaziergang an den letzten freiwillig gewählten Ort, an dem ihr Großvater in Deutschland leben konnte; die Nachfahren selbst leben heute in Australien.
„Sie hatten Silvester in Berlin gefeiert und waren über unsere Homepage zu den Stolpersteinen auf das Gedenken an den Großvater gestoßen“, sagt Bindemann. Für den Diakon und Mitinitiator der Kleinmachnower AG Stolpersteine ein bewegendes Erlebnis. Und ein Zeichen, „dass es wichtig ist, sich weiter intensiv der Verantwortung für das Gedenken an Opfer des Nationalsozialismus zu engagieren“. Einen Kranz niederzulegen sei okay, sagt Bindemann. Allein ihm und seinen Mitstreitern reicht das nicht, da macht er keinen Hehl daraus. Zum 27. Januar, dem Holocaustgedenktag – er steht für die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz im Jahr 1945 – haben sie eine ganze Veranstaltungsreihe auf die Beine gestellt.
„Der Tag jährt sich zum 70. Mal. Das ist ein ganzes Menschleben und es gibt immer weniger Zeitzeugen, die berichten können“, sagt Bindemann. Die Reihe beginnt mit einer Vernissage im Kulturhaus am Zehlendorfer Damm 200. „Wir waren total überrascht, auf wie viel positive Resonanz allein unsere Mitmach-Kunst-Aktion gestoßen ist.“ Unter dem Motto „Verantwortung“ arbeiten derzeit Schüler, ganze Familien und professionelle Künstler der Region daran, einen Projektkasten aus schlichtem Holz, 70 mal 50 mal 10 Zentimeter groß, mit ihrer Kunst zum Thema zu füllen. Am 15. Januar werden die Arbeiten gesammelt und dann ausgestellt.
In den Tagen danach lädt die Aktionsgruppe zu hochkarätigen Konzerten, Lesungen, einem Film- und Gesprächsabend ein. Etwa zur Lesung aus „Requiem eines B-Mannes“ – Aufzeichnungen der K1einmachnower Familie Loewenberg. „Das Schicksal Peter Loewenbergs haben wir bereits recherchiert; schon bald sollen auch für ihn und drei weitere Opfer Stolpersteine im Ort verlegt werden; 22 gibt es in der Gemeinde schon“, sagt Bindemann.
Die Idee, zum 27. Januar die Menschen zun Mitmachen und Nachdenken zu bewegen, hatten Bindemann und die Künstlerin Julia Ehrt bereits bei der Enthüllung der „Stele für den Mut und das Überleben“ am 8. Mai des vergangenen Jahres. „Unsere Grundidee ist, nicht nur in der Geschichte zu forschen, sondern Denkanstöße zu geben und sich mit den Konsequenzen der Ereignisse aktiv auseinanderzusetzen.”
Veranstaltungsreihe im Landarbeiterhaus:
Der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am „27. Januar ist in Deutschland seit 1996 ein gesetzlich verankerter Gedenktag. Er bezieht sich auf den 27. Januar 1945, den Tag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau und der beiden anderen Konzentrationslager in Auschwitz durch die Rote Armee. 2005 erklärten die Vereinten Nationen den Tag zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust.
Zur Eröffnung der Kunst-Mitmach-Ausstellung „Verantwortung“ lädt die Aktionsgruppe Stolpersteine zu Dienstag, 27. Januar, um 18 Uhr ins Landarbeiterhaus am Zehlendorfer Damm 200 ein und präsentiert weitere thematische Veranstaltungen. So gibt unter anderem das Berliner Frauen-Vokalensemble am 28. Januar um 20 Uhr ein Konzert in der Alten Dorfkirche unter dem Titel: „Wi ken ich zingen?“ Zu hören sind lieder aus Ravensbrück von Werner-Hagen.
Mitglieder des Staatsschauspiels Dresden führen am 31. Januar ab 18 Uhr die musikalisch-szenische Lesung „Requiem eines B-Mannes“ auf.
„Brauchen wir eine Gedenkkultur?“ ist das Thema eines Gesprächsabends am 4. Februar um 18.30 Uhr mit der Generalsuperintendentin des Sprengels Berlin, Ulrike Trautwein.
Holzkisten mit Verantwortung
Kunst zum Holocaust-Gedenken, PNN, 03.02.2015, von Gerold Paul, Link
Niemand möchte gerne gefangen, gefesselt, gefoltert und gemordet sein, zu keiner Zeit, nie. Insofern weist die brandaktuelle Ausstellung im Kleinmachnower Kunsthaus „Brücke“ über ihren Anlass, den Holocaust-Gedenktag, weit hinaus. Ganz Kleinmachnow und Umgebung waren gerufen, sich dem Leitthema „Verantwortung“ zu stellen. Dazu konnte man sich von der Arbeitsgruppe Stolpersteine extra gebaute Holzkisten im Format 70 mal 50 Zentimeter abholen, um sie auf möglichst künstlerische Weise mit eigenen Ideen zu diesem Thema zu füllen.
Fast hundert Assemblagen kamen zum ehrenamtlichen Auftraggeber zurück, wohl präpariert von Schülern, Studenten, von halb- oder professionellen Kunstschaffenden sowie sonstigen Bürgern des Ortes. Alle Altersstufen hatten sich zu Wort gemeldet, 111 Beteiligte, eine beeindruckende Bilanz des guten Willens, aber auch der Schaffenskraft. Joseph Beuys hätte seine helle Freude an dieser Mitmach-Aktion gehabt, für ihn war ja jeder Mensch ein Künstler auf Erden.
Nun wird der Holocaust-Gedenktag in dieser Sonderschau ganz unterschiedlich reflektiert. Er stand einmal für den unmittelbaren Anlass, fürs historische Eingedenken, was sich vielfältig widerspiegelte. So haben besonders Jugendliche versucht, mit Stacheldraht, Davidstern, mit Blechnapf, Haar- und Kleiderresten KZ-ähnliche Situationen nachzustellen. „Was ist der Mensch, was bleibt von ihm übrig“, steht als bange Frage im Raum. Der Nachbau eines Schienenstrangs von daheim bis an die Tore von Auschwitz. Ein anderer Schaukasten imitiert des Holocaust-Denkmal in Berlin, der Schaukasten ist quasi voller Steine.
Auch das gequälte Tier, Umwelt und Erde werden in die Verantwortung genommen. Besonders eindrucksvoll ist, was drei Schüler sich ausgedacht haben. Sie teilen ihre Kiste in zwei Teile, die eine Hälfte die Schergen mit Waffen und Mordwerkzeug, eine Stätte der Gewalt, obendrüber das entlarvende Transparent „Wir haben gefoltert“. Diesseits der hohen Mauer eine Gruppe von Zivilisten, für Frieden und Menschenrecht demonstrierend. „Die bittere Wahrheit“ wurde mit Legosteinen und Zahnstochern gebaut, genial!
Aber Verantwortung endet bekanntlich nicht im Gestern. Schopenhauer meinte ja, kein Mensch habe je in der Vergangenheit gelebt, sondern immer nur in seiner Gegenwart. So war es damals mit dem Arzt und Pädagogen Janusz Korczak, der mit seinen schutzbefohlenen Kindern ins Lager ging, so ist es heute, wenn „Verantwortung“ in einer Kiste voller Bücher steckt oder als Tüte mit sich herumgetragen werden kann, wie Verantwortung eben zu tragen ist, als eine Art Pflicht, oder auch Bürde.
Auch auf der gehobenen Ebene finden sich eindrucksvolle Zeugnisse der Kleinmachnower Bürgerschaft, zum Beispiel die Assemblage mit drei verschiedenen Uhren und dem Satz „Die gleiche Zeit, die es dauert, über die Vergangenheit zu trauern, hat man zur Verfügung, um die Zukunft zu gestalten“. Oder den bekannten Satz, wonach die Erde angeblich nicht von den Eltern vererbt, sondern von den Kindern in spe geliehen sei.
Zweimal aber entdeckt man den alten Lateinerspruch, wonach die Zeit alle Wunden heile. Da muss es wohl eines Tages auch hin, falls die Menschen tatsächlich alle Vollmacht über die Erde haben. Ohne Verantwortung ginge das nun tatsächlich nicht, wohl aber ohne Folter, Terror und Mord.
Bis 8. Februar, Zehlendorfer Damm 200, Mo. bis Fr. 18 – 20 Uhr, Sa. und So. 12 – 18 Uhr. Am morgigen Mittwoch um 18.30 Uhr wird zum Gespräch mit Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein eingeladen, Thema: Brauchen wir eine Gedenkkultur?
Lebendige Erinnerung im „Z200“
91 Kästen voll mit Kunst zum 70. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz, Bäke Courier, 05.02.2015, von Gesine Michalsky, Link
91 verschiedene Schaukästen sind seit dem 27. Januar, dem 70. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz durch die Rote Armee, im Landarbeiterhaus ausgestellt. Die Aktion „Stolpersteine Kleinmachnow“ und der Kunstverein „Die Brücke“ zeigen die beeindruckenden Werke von Schülern und Künstlern aus TKS noch bis zum 8. Februar. Erfreulich groß ist das Interesse am Thema Holocaust – zur Ausstellungseröffnung platzte das denkmalgeschützte Haus am Zehlendorfer Damm 200 aus allen Nähten. Nicht zu vergessen, dass in Deutschland Millionen von Juden grausam ermordet wurden, das ist Ziel und Wunsch der „Mit-Mach-Kunst-Ausstellung“ mit dem Titel „Verantwortung“.
Florian Lösch und Bettina Lehfeldt haben einen Kasten gemeinsam gestaltet. Darin ein gebrauchter Blechteller, ein alter Löffel und dazu Zettel mit Überschriften und Fragen „Was vom Mensch übrig blieb“, oder „Wann ist ein Mensch ein Mensch?“. Schüler des Grundkurses Kunst am Vicco-von-Bülow-Gymnasium haben mit Symbolen gearbeitet, die verdeutlichen, dass die Erinnerung schmerzt. „Die Duschkabine“ heißt eine Arbeit.
Die meisten Arbeiten stammen von Schülern des evangelischen Gymnasiums Kleinmachnow. Stacheldraht und blutige Hände, die raus wollen. Trotz der unfassbaren Brutalität, die Menschen anderen zufügen können, ist die Beschäftigung mit dem Thema weniger düster, sie regt vielmehr zum Nachdenken an und ist vor allem sehr lebendig. Und dass die Arbeiten mit viel handwerklicher Mühe entstanden sind, fiel nicht nur einer Kleinmachnower Horterzieherin in Rente auf. Ihr machte es sichtlich Freude zu sehen, dass Basteln ganz viel bewirken kann.
Beim Rundgang kamen viele Besucher miteinander ins Gespräch, und Schüler freuten sich, etwas dazu beizutragen, dass die Menschen, die dieses Leid erleiden mussten, 70 Jahre später nicht vergessen sind. „Mit der Vergangenheit verantwortungsvoll umzugehen, bedeutet auch, die Mitmenschlichkeit zu schützen“, befand Bürgermeister Michael Grubert. Rainer Ehrt, der Vorsitzende des Kunstvereins „Die Brücke“, erinnerte an einen Deserteur, der in den letzten Kriegstagen im April 1945 an einer Eiche hinter dem Haus erhängt wurde. Noch leben Zeitzeugen, die davon berichten können.
Martin Bindemann, der Initiator der Aktionsgruppe, ist sich sicher, dass junge Menschen die Greueltaten der Nazis nicht vergessen wollen. „111 Projektkästen wurden angefragt, um sie mit Kunst zu füllen“, erzählt der Diakon. Das war im Frühjahr vergangenen Jahres, nachdem die Stele für die „stillen Helden“ am Margarete-Sommer-Platz eingeweiht wurde. Jetzt haben die aktuellen Ereignisse der Ausstellung eine zusätzliche Bedeutung gegeben. „Die 95 Projektkästen verdeutlichen: Es gibt kein Nichtstun, kein Wegschauen, keine Angst“, brachte es Martin Bindemann auf den Punkt und meinte, „die Erinnerung weist in die Zukunft“. Der Umgang mit Flüchtlingen müsse unter dem Aspekt eines Menschen zugewandten Verhaltens stehen, Mitläufertum sei keine Lösung. Allerdings habe sich auch die Erinnerungskultur verändert: „Mit Kranzniederlegungen können junge Menschen nicht viel anfangen. Sie wollen stattdessen aktiv gestalten.“ Die Ausstellung ist montags bis freitags von 18 bis 20 sowie Samstag und Sonntag von 12 bis 18 Uhr geöffnet. Am 8. Februar um 18 Uhr beginnt die Finissage mit Musik und Lesung von C. Merkel. Der Eintritt ist frei.
Ein Stolperstein – Was ist das?
Ein Stolperstein ist ein 10 × 10 × 10 cm großer Betonstein, mit einer Messinghaube versehen, auf der der Name, das Geburtsjahr und das Schicksal des Verfolgten eingraviert sind. Die Verlegung eines Stolpersteines kostet 120 Euro. Hinzu kommen Kosten für Archive, Literatur, andere Medien, Werbung, Verwandtschaftsrecherche. Somit werden ca. 150 Euro für die Verlegung eines Stolpersteines benötigt.
Die Projektgruppe rund um die Stolpersteine hat das Buch „Stolpersteine in Kleinmachnow“ herausgebracht, das Sie bei der Natura-Buchhandlung oder direkt bei Martin Bindemann bestellen können.
Stolperstein-Biografien
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Dr. Friedrich Siegfried Daus
Dr. Friedrich Siegfried Daus wird am 11. August 1876 in Berlin geboren. Sein letzter freiwillig gewählter Wohnsitz ist Kleinmachnow, Zehlendorfer Damm 90. Er ist nach der Konfession evangelisch, gilt nach den nationalsozialistischen Rassegesetzen als jüdisch. Dr. Daus ist Mediziner und leitet das Lungen-Sanatorium in Gütergotz (heute Güterfelde). Später wirkt er als Regierungsmedizinalrat in Gleiwitz/Schlesien. Er ist verheiratet mit Martha Thiede, die als arisch gilt. Sie verstirbt 1935. Das Paar hat eine Tochter, Hildegard. Offiziell gehört das Haus Zehlendorfer Damm 90 ihr. 1943 wird es ausgebombt. Es erfolgt die, zunächst als Übergang gedachte, Unterbringung in dem Kleinmachnower „Judensammelhaus“ Auf der Drift 12. Am 21. Januar 1944 wird Dr. Friedrich Siegfried Daus mit dem 100. Alterstransport nach Theresienstadt deportiert. Er überlebt und kehrt nach Kleinmachnow zurück.
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Margarete Eisermann
Margarete Eisermann wird als Margarete Albu am 5. Dezember 1875 in Berlin geboren. Ihr letzter freiwillig gewählter Wohnsitz ist Kleinmachnow, Brodberg 16. Hier lebt sie seit 1933 mit ihrem Ehemann, dem Redakteur Carl Friedrich Eisermann. Er gilt als arisch. Das Paar hat keine Kinder. Herr Eisermann verkauft das Grundstück 1942 an eine Freundin der Familie. Bei Abschluss des Kaufvertrages ist vereinbart, dass Eisermanns bis zu ihrem Tode kostenfrei in dem auf dem Grundstück befindlichen Bürgerhaus wohnen können. Herr Eisermann stirbt am 11. Mai 1943, möglicherweise durch Selbstmord. Aufgrund des Todes erlischt die Privilegierung der Mischehe. Gut einen Monat später, am 29. Juni 1943, wird Frau Eisermann mit dem 92. Alterstransport nach Theresienstadt deportiert. Zuvor erfolgt am 12. Juni 1943 ihre Abschiebung in das „Judensammelhaus“, Große Hamburger Straße 26 in Berlin. Am selben Tag gibt sie ihre Vermögenserklärung ab; die Urkunde, mit der ihr Vermögen zugunsten des Deutschen Reiches eingezogen wird, wird ihr persönlich im „Judensammelhaus“ übergeben. Am 24. März 1944 wird sie in Theresienstadt ermordet.
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Arnim Friedenthal
Arnim Friedenthal wird am 26. Juli 1927 in Berlin geboren. Er ist das Kind von Frau Käthe Friedenthal geb. Horlitz. Arnims Halbschwester Christa stammt aus der ersten Ehe seiner Mutter. Die Familie lebt im Elsternstieg 18 in Kleinmachnow. Er gilt als halbjüdisch, seine Mutter als arisch. Bei Durchsuchungen und Kontrollen in der Umgebung wird Arnim bei den Nachbarn versteckt. Er stirbt 1946 infolge der physischen und psychischen Belastungen.
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Dr. Georg Gradnauer
Dr. Georg Gradnauer wird am 16. November 1866 in Magdeburg geboren. Sein letzter freiwillig gewählter Wohnsitz ist Kleinmachnow, Wendemarken 108. Er ist verheiratet mit Anna Luise Gradnauer geb. Vogel. Das Paar hat zwei Kinder, die später ins Ausland gehen. Dr. Gradnauer ist Mitglied der SPD, Reichstagsabgeordneter, gehört der Weimarer Nationalversammlung an, ist 1919 kurzzeitig Ministerpräsident in Sachsen sowie 1921/22 Reichsinnenminister. 1933 wird er verhaftet. Nach der Freilassung lebt er zunächst in Berlin-Lichterfelde, bis er mit seiner Frau 1934 nach Kleinmachnow zieht. 1940 stirbt Anna Gradnauer. Dadurch erlischt die Privilegierung der Mischehe. 1941 muss er sein Grundstück verkaufen, den Verkaufserlös erhält er nicht zur freien Verfügung. Am 21. April 1944 wird Dr. Gradnauer erneut verhaftet und in das KZ Theresienstadt deportiert. Mit Kriegsende wird er befreit und kehrt nach Deutschland zurück. Am 18. November 1946 stirbt er in Berlin an den Folgen der KZ-Haft.
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Dr. Georg Herzberg
Dr. Georg Herzberg wird am 29. November 1870 in Schöneck/Westpreußen geboren. Sein letzter freiwillig gewählter Wohnsitz ist Kleinmachnow, Auf der Drift 12. Vom Beruf ist er Apotheker. Er ist mit Paula Bauchwitz verheiratet. Sie bekommen eine Tochter, Jana Lieselotte. Die Ehe wird 1923 geschieden. Dr. Herzberg erwirbt die Grundstücke Auf der Drift 10-12 und Iltisfang 32 und lässt 1930 das Haus Auf der Drift bauen. Hier zieht er mit seiner als arisch geltenden Haushälterin Frieda Pollex ein. Ihm wird ein Verhältnis mit ihr vorgeworfen. Darum wird er wegen Verstoßes gegen das „Blutschutzgesetz“ 1941 zu einer Zuchthausstrafe von 2 Jahren und 3 Jahren und „Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte“ verurteilt. Er wird am 31. Dezember 1941 enteignet. Sein Haus wird anschließend als „Judensammelhaus“ genutzt. Er stirbt am 21.11.1942 im Zuchthaus in Brandenburg. Seine Tochter emigriert 1935 nach England. Sie erhält den Grundbesitz nach 1945 zurück.
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Moritz Korn
Moritz Korn wird am 3. Juni 1871 in Konitz/Sachsen geboren. Sein letzter freiwillig gewählter Wohnsitz ist Kleinmachnow, Auf der Drift 11. Moritz Korn ist verheiratet mit Anna Korn, 1874 als Anna Rosenstein in Guttstadt (heute: Dobre Miasto/Ostpreußen) geboren. Sie stirbt 1940 an einer Hirnhautentzündung und wird auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee beigesetzt. Moritz Korn ist im Besitz eines Wandergewerbescheines, der ihm zum 30. September 1938 entzogen wird. Am 19. Januar 1942 wird er nach Riga deportiert und umgebracht. Über Kinder des Paares ist nichts bekannt.
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Jenny Korytowski
Jenny Korytowski wird am 12. September 1878 in Berlin geboren. Sie arbeitet bis zum 31. März 1938 im Spitzenhaus Schöneberger, Berlin, Leipziger Staße. Ihr letzter freiwillig gewählter Wohnsitz ist Kleinmachnow, An der Stammbahn 141, wo sie seit 1934 lebt. Sie ist ledig. 1938 verkauft sie das Grundstück an ihre Freundin und Kollegin Luise Hesse, bleibt aber weiterhin hier wohnhaft. Der Kaufpreis wird auf ein Sperrkonto überwiesen. Ohne Genehmigung kann sie nicht über das Geld verfügen. Aus der Vermögenserklärung vom 4. April 1942 ergibt sich, dass sie zuletzt bis zu ihrer Deportation 10 Tage später, nur noch eine Schlafgelegenheit zur Verfügung hat.
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Dr. Anton Mayer
Dr. Anton Mayer wird am 22. April 1879 in Berlin geboren. Er ist mit Anselma Mayer geb. Fürst verheiratet. Sein letzter freiwillig gewählter Wohnsitz ist Kleinmachnow, Kurmärkische Straße 60 (heute: Rudolf-Breitscheid-Straße). Dr. Anton Mayer arbeitet als Schriftleiter einer Zeitung und ist Musikwissenschaftler. Er veröffentlicht auch unter dem Synonym Johannes Reinwaldt. Am 19. Dezember 1944 stirbt er an einer Brustfellentzündung im Konzentrationslager Neuengamme. Seine Häftlingsnummer ist 66654.
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Mathilde und Thekla Moeller
Mathilde Moeller wird am 21. März 1890 in Danzig geboren. Mit ihrer Schwester Thekla Moeller lebt sie zuletzt in Kleinmachnow, Wendemarken 41. Sie arbeitet als Hausangestellte. Thekla Moeller wird am 28. Dezember 1878 in Danzig geboren. Sie arbeitet als Fremdsprachenkorrespondentin. Beide Schwestern werden am 25. Januar 1942 nach Riga deportiert und gelten nach Kriegsende als vermisst.
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Susanne Peuse
Susanne Peuse wird als Susanne Bergheim am 31. Januar 1879 in Posen (heue: Poznań) geboren. Der letzte freiwillig gewählte Wohnsitz ist Kleinmachnow, Zehlendorfer Damm 138, wo sie mit ihrem als arisch geltenden Ehemann Georg Peuse lebt. Ab 1939 darf sie über ihr Vermögen nur noch mit Genehmigung des Oberfinanzpräsidenten Brandenburg in Berlin verfügen. Zu diesem Zeitpunkt ist ihr Ehemann bereits verstorben. 1941 verkauft Frau Peuse das Grundstück Zehlendorfer Damm 138. Die Übergabe erfolgt zum 1. September 1941. Ab diesem Zeitpunkt bewohnt sie ein Zimmer im „Judensammelhaus“ Auf der Drift 12. Mit dem Transport Nr. 295 wird Susanne Peuse am 25. Juni 1941 nach Warschau deportiert. Anschließend wird ihr gesamtes übriges Vermögen zugunsten des Deutschen Reiches eingezogen. Seit 1943 gilt sie als vermisst.
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Familie Pohl
Norbert Horst Leonard Pohl wird am 3. Mai 1907 in Zanow/Pommern geboren. Der letzte freiwillig gewählte Wohnsitz der Familie ist Kleinmachnow, Heimdallstraße 54 (heute: Geschwister-Scholl-Allee). Die Familie will nach Südafrika, später nach Paraguay auswandern. Das gelingt nicht. Norbert Pohl wird am 2. März 1943 nach Auschwitz deportiert, später von dort in das KZ Mittelbau-Dora verlegt. Hier stirbt er am 20. März 1945. Regina Pohl wird als Regina Buchführer am 6. Dezember 1908 in Berlin geboren. Sie ist mit Norbert Pohl verheiratet. Regina Pohl wird am 2. März 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Tana Pohl wird am 16. Dezember 1938 als Tochter von Regina und Norbert Pohl geboren. Sie wird mit dem 32. Osttransport am 2. März 1943 deportiert. Weiteres ist nicht bekannt.
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Kurt Sahlmann
Kurt Sahlmann wird am 10. Januar 1886 in Fürth/Bayern geboren. Sein letzter freiwillig gewählter Wohnsitz ist Kleinmachnow, Erlenweg 2. Er ist mit Ida Alma Sahlmann geb. Wingelsdorf verheiratet. Sie gilt als arisch. Das Paar hat keine Kinder. Er ist Direktor der Firma Gambrinus. 1938 wird Kurt Sahlmann auf einer Dienstreise nach Riga/Lettland von seiner Frau begleitet. Während ihrer Abwesenheit wird das Haus in Kleinmachnow demoliert und verwüstet. Da Sahlmanns daraufhin beschließen, in Lettland zu bleiben, wird ihnen die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Aus diesem Grund wird das Ehepaar enteignet, das Grundstück wird zwangsversteigert. Als die Nationalsozialisten 1941 in Lettland einfallen, wird Kurt Sahlmann in das Rigaer Ghetto deportiert, später ist er im Zentralgefängnis inhaftiert. Seit Juli 1944 gilt er als vermisst. Seine Frau wird unmittelbar nach der Inhaftierung ihres Mannes nach Deutschland ausgewiesen. Sie hat nie wieder etwas ihm gehört.
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Dr. Ernst Salomon
Dr. Ernst Salomon wird am 1. Dezember 1886 in Berlin geboren. Er lebt bis zu seiner Deportation am 27. November 1941 in der Stülpestraße 3 (heute Teil der Lepckestraße). Ihm gehört ursprünglich das Grundstück, das er seiner Frau überschreibt. Nach der Scheidung wird Dr. Salomon nach Riga deportiert. Er stirbt am 30. November 1941 im Konzentrationslager. Seine Exfrau heiratet erneut und verkauft das Grundstück später. Das Paar hat drei Kinder, sie überleben im Ausland. Es haben sich Angehörige gemeldet, die uns neuere Erkenntnisse liefern konnten.
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Vally Schlesinger
Vally Schlesinger wird am 27. August 1876 in Beuthen/Schlesien geboren. Sie ist katholisch und verheiratet. Das Ehepaar hat drei Kinder, Charlotte, Ruth und Siegfried. Ruth emigriert nach England, Siegfried nach Kolumbien. Charlotte wird am 1. März 1943 nach Auschwitz deportiert. 1941 ist Frau Schlesinger verwitwet. Sie ist die Haushälterin der Familie Gradnauer und lebt wahrscheinlich mit in dem Haus Wendemarken 108. Zusammen mit Dr. Georg Gradnauer zieht sie am 1. Oktober 1941 in das „Judensammelhaus“ Auf der Drift 12. Vally Schlesinger wird mit dem 75. Alterstransport am 20. November 1942 nach Theresienstadt, von dort am 18. Mai 1944 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Das Wohnen in einem „Judensammelhaus“ ist kein freiwillig gewählter Wohnsitz. Deshalb wird der Stolperstein für Vally Schlesinger an die Adresse: Wendenmarken 108 (bei Dr. Gradnauer) umverlegt.
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Curt Schmeidler
Curt Schmeidler wird am 26. Oktober 1897 in Königshütte (Schlesien) geboren. Er ist der Bruder von Clara Guttmann. Sie emigrierte vor 1939 nach Palästina (heute: Israel). In Kleinmachnow wohnt er zuletzt im „Judensammelhaus“ Auf der Drift 12. Er ist Ingenieur. Dieser Titel wurde ihm aberkannt. Curt Schmeidler wollte ebenfalls nach Palästina auswandern, wird aber mit dem 24. Osttransport am 9. Dezember 1942 nach Auschwitz deportiert.
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Elisabeth Steffen
Elisabeth Steffen wird als Elisabeth Hepner am 11. Oktober 1894 auf Schloss Guttentag (heute: Lublinitz/Schlesien) geboren. Ihr letzter freiwillig gewählter Wohnsitz ist Kleinmachnow, Weidenbusch 23a. Zeitzeugen erinnern sich daran, dass sie viele Doggen besaß. Am 14. April 1942 wird Elisabeth Steffen ins Warschauer Ghetto deportiert. Sie wird noch im selben Jahr im Konzentrationslager Trawniki (Polen) ermordet. Ihr Grundstück wird für die Luftwaffe aufgekauft.
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Marie Sternberg
Marie Sternberg wird am 25. September 1881 in Dresden geboren. Ihr letzter freiwillig gewählter Wohnsitz ist Kleinmachnow, Uhlenhorst 9. Sie wird am 19. Januar 1942 nach Riga deportiert und gilt dort als verschollen. Weitere Informationen konnten wir nicht in Erfahrung bringen.
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Samuel Stern
Samuel Stern ist am 16. Juni 1868 in Wittau/Floridsdorf/Niederösterreich geboren. Sein letzter Wohnsitz ist Kleinmachnow, Auf der Drift 11. Er wird mit dem Transport I/57 am 2. September 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo er am 5. Oktober 1942 stirbt. Weitere Informationen konnten wir über Samuel Stern nicht in Erfahrung bringen. Bei der Recherche ergab sich eine auffällige Häufung der Wohnanschrift „Auf der Drift 11“. Vermutlich war hier ein weiteres „Judensammelhaus“ in Kleinmachnow. Allerdings ist es bis heute nicht gelungen, diese Vermutung mit Beweisen zu dokumentieren.
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Carl Zerenze
Carl Zerenze wird am 3. August 1896 in Rogasen/Polen geboren. Er ist Vertreter der Auto Union AG. Er wird gezwungen, sein Geschäft zu schließen. Sein Besitz wird unter Wert verkauft, sein Vermögen beschlagnahmt und er den Devisengesetzen unterstellt. In der Pogromnacht 1938 kann er den Schikanen der Gestapo entkommen, da er vorher gewarnt wurde. Er versteckt sich einige Wochen bei einem Freund. Es folgen Hausdurchsuchungen, seine Lebensmittelkarten werden mit dem Wort „Jude“ überdruckt. Er lässt sich von seiner Frau für tot erklären und wechselt oft den Aufenthaltsort. Später kehrt er in sein Haus im Heideweg 21a zurück. Am 22. Februar 1944 wird er erneut gewarnt. Das Haus soll von der Gestapo umstellt werden. Carl Zerenze flüchtet endgültig aus Kleinmachnow und flieht quer durch Deutschland. Nach dem Krieg lebt er mit seiner Frau Therese Margarethe in Scharam/Bayern. Carl Zerenze stirbt kinderlos.